peace pieces
Birgit Wiesinger
A PEACEFUL UTOPIA OF THE FUTURE
WITH TH E POSSIBI LITY O F ACTION
Call me naïve! if I think that publicly wearing jewelry signs with peace intentions will change society. Because doing nothing is not a solution either, so the future MUST become more
peaceful. Let's start by setting an example. This cannot and must not just be a single piece of jewelry, because visibility is needed all over the world. Hence the suggestion for a DIY project. A vector image and instructions so that anyone and everyone can build a small brooch.
The material should be reused - create a peace sign from what is already there. To ensure that everyone understands the sign, the well connoted shape of a dove of peace is ideal. It already existed in the Bible, but it is also well known as an artistic motif. Moreover, the symbol of the dove was never used for victory, because peace is supposed to be a category beyond that.
PEACE PIECES
EINE FRIEDVOLLE ZUKUNFTSUTOPIE
MIT HANDLUNGSMÖGLICHKEIT
1. Fangen wir mit der Abwesenheit von Frieden an. Krieg. Wir haben ihn gerade so massiv auf der Welt. Die Bilder vom Krieg beschäftigen uns. Doch sie erzählen nicht ausschließlich von den Gräueln des Krieges, sondern es werden immer auch Heldengeschichten miterzählt, der Sieg über …! Es sind höchstgradig Männererzählungen. Männer, die siegreich sind, in bedrohlichen Situationen zusammenstehen und dergleichen. Gibt es siegreiche Frauen? Als Kriegsstrategie zur Zermürbung des Volkes werden Frauen vergewaltigen. Obwohl es ein Kriegsverbrechen ist, doch wer ahndet es?i
2. … über den sexuellen Aspekt bei der Friedensbildung dachte der Grieche Aristophanes in seiner Komödie „Lysistrata“ nach. Die Frauen gelten als „Heerauflöserinnen“ als sie sich ihren Männern sexuell verweigern, bis diese Frieden geschlossen haben. Der Theaterstoff ist oft in aktuelle Zeiten transformiert worden, allerdings immer von Männern inszeniert. Ist die komödiantische Friedensfindung für etliche Männer durch sexuelle Enthaltsamkeit vorstellbar?
3. … doch vielleicht kann Frieden wirklich feministisch sein. Feminismus mit all seiner Intersektionalität gedacht. Als Inspiration kann „woman wage peace“ii dienen. Eine Bewegung, die sich im israelisch-palästinensischen Konflikt für eine gewaltfreie, respektvolle und von beiden Seiten akzeptierte Lösung einsetzt. Wichtig ist ihnen eine aktive Beteiligung von Frauen in allen Phasen der Verhandlungen. Sie beziehen sich auf die Aussagen der US Botschafterin Swanee Hunt: “Women tend to have a more holistic view of security, which embraces not just political sovereignty and military strength, but also economic security, education, and personal safety.”
4. … und dann gibt es noch die Situation, dass vor etlichen Jahrzehnten der Schmuck zur „Frauenthematik“ degradiert wurde. Doch das Selbstverständnis von Frauen hat sich geändert und so auch die Möglichkeit mit neuen Inhalten aufgeladenen Schmuck zu tragen.
5. … „Call me naïve!“, wenn ich denke, dass sich durch das öffentliche Tragen von Schmuck-Zeichen mit Friedensabsichten die Gesellschaft ändert.
6. … doch nichts zu tun, ist auch keine Lösung. Denn Menschen in gefährdeten Gebieten haben wenig Zeit und Elan sich für den Frieden zu engagieren. Außerdem gehört meine Generation, die in Österreich geboren wurde zu den zufällig Glücklichen, die ihr Leben kriegsfrei führen konnten, obwohl es auf der Welt immer Krieg gab. Die Kriegsbilder aus Vietnam und Afghanistan prägten jahrelang meine Kindheit.iii
7. … und wie lange dauert ein Krieg? Die Fakten sind Zahlen, die zwar oft eine immense Zeitspanne repräsentieren, doch dabei ist noch immer nicht miteingerechnet, dass die Heimat von Menschen zerstört ist und Landminen weiterhin Menschen verletzen bzw. töten. Laut dem Anwalt Srdan Aleksic ist in den Balkankriegen radioaktive DU-Munition verwendet worden, die 4,5 Millionen Jahre brauchen wird, um wieder gänzlich zu verschwinden. Inzwischen gibt es viel zu viele Krebskranke.iv Ich bin 25 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg geboren und meinen Großvater sah ich nie, doch ich sah noch so viele Kriegsversehrte, Männer auf einem Bein, der Trafikant hatte nur einen Arm, … Ich verstand es damals nicht, auch wenn es wieder eine Absperrung wegen des Fundes einer Fliegerbombe in Wien gab.v
8. … wie muss es Kindern in Kriegsgebieten beziehungsweise jenen, die auf der Flucht sind, gehen? Sie spüren die Angst, die Unsicherheit und können sie nicht einordnen. Was ist Normalität? Gewalt ist Realität. Wie wirkt sich das auf ihr zukünftiges Leben aus? Was könnte sie auffangen? Es wäre zu hoffen, sie könnten ihre Traumata wie zu klein gewordenes Gewand ablegen.vi
9. … somit MUSS die Zukunft friedvoller werden. Beginnen wir damit, ein Zeichen zu setzen. Dies kann und darf nicht bloß ein einziges Schmuckstück sein, denn die Sichtbarkeit ist überall auf der Welt gefragt. Deshalb der Vorschlag zu einem DIY-Projekt. Eine vektorbasierte Datei und eine Handlungsanweisung, damit jede und jeder sich eine kleine Brosche bauen kann. Das Material soll Wiederverwendetes sein – aus dem Vorhandenen ein Friedenszeichen gestalten.
10. … damit auch alle das Zeichen verstehen, bietet sich die gut konnotierte Form einer Friedenstaube an. Die gab es schon in der Bibel, doch auch als künstlerisches Sujet ist sie wohlbekannt. Außerdem wurde das Symbol der Taube nie für Sieg verwendet, denn Frieden soll ja eine Kategorie jenseits davon sein.
11. … schön, dass so ein Projekt schon auf Schmuck-Initiativen zurückblicken kann. Nanna Mellandvii führte uns die bedrohlichen und ästhetischen Aspekte der fliegenden Menschheit vor Augen. Inspirierend war auch das „hand medal project“viii wofür mehr als 1584 Schmuckschaffende zu Coronazeiten aktiv wurden. Eine geniale Variante zu danken und ins Handeln zu kommen. Und mein persönliches Vorbild ist
eine Brosche von Bibi Klekackoskaix, die ich als Message so gerne trage, wenn ich meine massive Sehnsucht nach Frieden nicht in Worte fassen kann.
12. … und Schmuck zeigt einfach fabelhaft den Bezug zu den Träger:innen, die Message am Leib getragen ist für andere sichtbar und wird zum „Statement vor der Tür“. Erkennen sich Träger:innen so kann ein Gemeinschaftsgefühl entstehen, eine „Verhaberung“ auf wienerisch, die es leichter macht aktiv zu sein, zu bleiben. Alle Kräfte für den Frieden, denn ohne konstante Arbeit hierfür wird er nicht entstehen und bleiben.
i Lamb, Christina (2020): Unsere Körper sind euer Schlachtfeld. Frauen, Krieg und Gewalt. – München: Penguin Verlag
ii www.womenwagepeace.org und https://www.womenwagepeace.org.il/en/wp-content/uploads/SalzburgerNachrichten091123.pdf
iii vgl. Streeruwitz, Marlene (2022): Handbuch gegen den Krieg. – Wien: Bahoe Books & Podcast analog
iv Mitic, Katja (2023): Diese Schäden werden uns noch viele, viele Jahre beschäftigen. [online] https://www.welt.de/politik/ausland/article244462294/Uran-abgereicherte-Munition-Diese-Schaeden-werden-uns-noch-viele-viele-Jahre-beschaeftigen.html
v Auch im Mai 2023 wurde eine Fliegerbombe des WKII im 19. Bezirk in Wien entdeckt.
vi Der ukrainische Künstler und Priester Sergey Pavelko fotografiert geflüchtete Kinder in Österreich https://art-avrora.com/works/misplaced-childhood/
vii „swarm“ von Nanna Melland http://www.nannamelland.com
viii https://www.handmedalproject.org
ix Instagram.com/bbozzana